Pierre Girardin, dreizehnte Winzergeneration in der Familie, hat als Jugendlicher in den Weinbergen seines Vaters die Regeln des naturnahen Anbaus gelernt und auch, wie man aus den Trauben exzellente Weine gewinnt. Nachdem Vincent Girardin seinen Betrieb in Meursault im Jahr 2012 seinem langjährigen Partner Jean-Pierre Nié verkauft hatte, dauerte es nicht lange bis sich sein Sohn Pierre dazu entschloss, der Familientradition folgend, selbst Winzer zu werden. Die ersten Weine, die der hoffnungsvolle Jungwinzer abfüllte, stammen aus dem Jahrgang 2017. Da war Pierre gerade einmal zwanzig Jahre alt.
Die ersten Jahre der Zusammenarbeit mit seinem Vater, der heute eine Rinderzucht betreibt und dem Filius nebenbei beratend zur Seite steht, beschreibt Pierre Girardin respektvoll als Periode der Forschung und Reflektion, um eine eigene Handschrift zu entwickeln. Mit einem Schmunzeln und Augenzwinkern spricht Vater Vincent gar davon, dass er in dieser Phase mehr gelernt habe als in den vielen Jahren zuvor im eigenen Weingut.
Pierre Girardins Weißweine sind von belebender Frische, weisen ein hohes Maß an puristischer Mineralität auf und zeichnen sich durch eine wohltuend nachklingende Salzigkeit aus. Sie reifen in 456 Liter fassenden Holzfässern, die in etwa der doppelten Füllmenge des in Burgund üblichen Pièce entsprechen. Während des gesamten Ausbaus wird der Einsatz von Schwefel auf ein Minimum reduziert.
Die aromatischen und überaus fein strukturierten Rotweine werden hingegen im traditionellen Pièce ausgebaut und weisen ein beachtliches Entwicklungspotenzial auf. Um den Weinen jegliche Art von groben Tanninen zu ersparen, verzichtet Pierre Girardin bei der alkoholischen Gärung auf das Unterstoßen und das Überschwallen der Maische. Die Weine werden nach dem Mondkalender ohne Schönung und Filtration abgefüllt.
Die Bewirtschaftung der Weinberge erfolgt auf biologische Weise und soll in den nächsten Jahren entsprechend zertifiziert werden. Der Kompost für die natürliche Düngung stammt aus der Rinderzucht des Vaters.
Die Grundlage für Pierre Girardins Aktivitäten bilden fünf Hektar eigene Weinberge in Meursault, Volnay und Pommard. Kleinere Parzellen besitzt er sogar in den berühmten Lagen Corton und Corton-Charlemagne. Daneben kauft er Trauben und Fassweine, wann immer es möglich ist auch aus den legendären Grand-Cru Lagen in Puligny-Montrachet, von befreundeten Winzern, die seiner Maxime des ökologischen Weinbaus folgen.
Beim Aufspüren von alten, etwas in Vergessenheit geratenen Parzellen erweist sich Pierre Girardin als wahrer Wünschelrouten-Gänger. Hier profitiert er von der Expertise seines Vaters, der die Weinberge der Côte de Beaune wie seine Westentasche kennt. Daraus entstehen rare Mikro-Abfüllungen, bei deren Bezeichnung Pierre Girardin so penibel ist, dass er seinen Ortsweinen fast immer sogar die genaue Gewannenbezeichnung hinzufügt, die man in Burgund Lieu-Dit nennt.